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Dienstag, 4. Februar 2014

Steam Early Access - Erfolgsgeschichte oder Fail?

Vor etwa einem Jahr ist das Steam Early Access Programm an den Start gegangen - Zeit für eine Bewertung. Hat Valve’s Mastermind Gabe Newell einfach nur eine irre Idee gehabt, oder geht das Konzept tatsächlich auf? Wie sind die Chancen für die Entwickler, was bringt es uns als potenziellen Käufern und Beta-Testern?

Beide Seiten, Entwickler auf der einen und Käufer auf der anderen, können große Vorteile aus einem im Early Access Programm veröffentlichten Spiel ziehen - gehen aber unter Umständen auch gewisse Risiken ein.



Die Risiken beim frühen Zugriff

Was jedem Käufer ganz klar sein muss ist, dass er ein unfertiges Spiel kriegt. Mit allem was dazu gehört. Bugs sind an der Tagesordnung, es fehlen Gameplay Elemente, das Spiel verhält sich anders als geplant, unter Umständen lässt es sich noch nicht einmal starten! Letzteres hängt oftmals mit der spezifischen Konfiguration des eigenen PC Systems zusammen - da heißt es dann nach der Zicke im eigenen System suchen. Ist mir passiert bei Starbound, ich musste die virtuelle 3D Surround Funktion meiner Soundkarte (Asus Xonar Phoebus) abschalten, ansonsten hat sich das Spiel beim Start mit kryptischen Fehlermeldungen aufgehangen!

Garantien bekommt ihr als willige Tester ebenfalls keine, weder darauf, dass das Spiel sich so entwickelt, wie ihr es euch wünscht, noch dass ihr überhaupt jemals ein fertiges Spiel bekommt. Möglicherweise entschließen sich die Entwickler irgendwann einfach dazu, das Projekt einzustampfen und das einkassierte Geld in ein One-Way-Ticket in die Karibik einzulösen. Dagegen könnt ihr dann nichts tun, sowas müsstet ihr einfach hinnehmen und eurem Geld "arrivederci" sagen. Ihr habt keinerlei rechtliche Handhabe oder Sicherheit.

Das klingt jetzt erstmal alles fies, aber ihr müsst diese Dinge im Bewusstsein haben, bevor ihr auf “Kaufen” klickt. Ein Early Access Game kaufen heißt auch immer ein finanzielles Risiko eingehen (wenn auch nur ein kleines, in der Regel kosten die Spiele unter 20€).

Die Sonnenseiten von Early Access

Habt ihr jetzt aber ein Spiel gefunden, das euch aufgrund der Präsentation und nach investigativer Untersuchung der Rahmenbedingungen gefällt, so könnt ihr durchaus an einer spannenden Entwicklung teilhaben, Gutes tun, viel Spaß haben noch bevor das Spiel offiziell erscheint, und möglicherweise sogar euren Teil am finalen Produkt beitragen!

Early Access versetzt den Otto-Normal-Spieler plötzlich in die Lage, sich früh in den Entwicklungsprozess eines Spiels einzuklinken, auszuprobieren und für sich selbst herauszufinden ob es ihm zusagt, oder eben nicht. Das war bislang nur Journalisten und ausgewählten Beta-Testern vorbehalten. Plötzlich dürfen wir alle Beta-testen und lange vor der Veröffentlichung flamen, haten oder liken - kurz gesagt - bewerten.

Wenn ihr das möchtet, seid ihr aber nicht nur darauf beschränkt  für euch selbst eine Bewertung abzugeben. Nein, ihr könnt auch aktiv werden und die eigenen Eindrücke in der Community zum Ausdruck bringen. Jedes Early Access Spiel hat auch ein eigenes Diskussionsforum auf Steam, wo ihr eure Erfahrungen berichten, Bugs reporten, oder auch euren Unmut über die Entwicklung zum Besten geben könnt. Im günstigsten Fall könnt ihr auch in direkten Kontakt zu Community Managern oder sogar Entwicklern treten, und somit quasi an höchster Stelle eure Gedanken zum Spiel loszuwerden. Die Entwickler wiederum erhalten wertvolles Feedback, was ihnen hilft, ihr Spiel stetig zu verbessern. Eine Win-Win Situation, ist das nicht toll?

Überhaupt ist das Early Access Programm eine super Chance für kleine Entwickler, ihre Vision verwirklichen zu können. Im Grunde haben wir hier eine Art kontinuierliches Kickstarter-Konzept. Die Studios müssen nicht erst eine gewisse Summe X sammeln, bevor sie loslegen können, sondern sie werden in die Lage versetzt, sich zu finanzieren, indem sie peu a peu eine Fangemeinde aufbauen. Im besten Falle eine Fangemeinde, die nicht nur im voraus bezahlt, sondern zur Entwicklung durch ihr Feedback beiträgt und das Projekt weiterempfiehlt, oder einfach nur darüber spricht -  oder aber Youtuber motiviert, Videos zum Spiel zu machen. Das hat was von viralem Marketing - was besseres kann einem als kleinem Indie Entwickler eigentlich gar nicht passieren. Mittlerweile sind aber auch größere Publisher auf diese Art der Finanzierung/Promotion von Spielen aufmerksam geworden, z.B. Ubisoft (Ghost Recon Online).

Ein paar Tipps für Early Adopter

So, ihr habt also zufällig ein Spiel entdeckt, das sich im Early Access Stadium befindet. Was solltet ihr jetzt tun, um die Entscheidung fällen zu können, ob ihr euer sauer verdientes Geld investiert? Wie könnt ihr ein vertrauenswürdiges Projekt erkennen?

Der beste und allererste Anlaufpunkt ist das Diskussionsforum zum Spiel. Wühlt da gerne mal rum, lest die aktuellen und älteren Threads zum Spiel - insbesondere die, die sich mit Bugs befassen. Manchmal laufen die Spiele nur mit einem 64 Bit Betriebssystem, oder haben anderweitige Einschränkungen, die ihr  nicht erfüllen könnt. Oder es findet sich ein Workaround, das hilfreich sein kann. So vermeidet ihr die Frustrationen, ein Spiel zu kaufen, das von Anfang an bei euch nicht läuft.

Findet auch heraus, ob es eine eigene Homepage zu dem Spiel gibt. Ist das der Fall, dann grabt diese Seite gründlich um. Schaut, ob es regelmäßige News gibt. Das können Meldungen zu Updates sein, oder auch Community Events, was auch immer. Je mehr Interaktion und Information geboten wird, desto besser. Gibt es eine “About us” oder “Team” Seite, dann schaut da auch unbedingt rein. Stehen da Namen der Protagonisten, dann googelt diese. Findet heraus, was die Angestellten in ihrer Vergangenheit so gemacht haben. Verfahrt genauso mit dem Namen des Studios, googelt einfach alles nach. Das kann unter Umständen sehr aufschlussreich sein und euch helfen, ein Gesamtbild von dem Projekt zu erhalten.

Last, but not least, guckt auf YouTube, ob ihr da was finden könnt. Viele YouTuber testen auch mal ins Blaue hinein und da seht ihr dann Gameplays; die Damen und Herren halten sich in der Regel nicht zurück mit Kritik oder auch Lob, wenn es angebracht ist. Ich mache das übrigens auch sehr gerne, von daher ist mein Kanal sicherlich eine ganz gute Anlaufstelle ;)

Alles in allem…

...bin ich der Meinung, dass sich das Early Access Programm nach etwa einem Jahr als weitere grenzgeniale Idee von Valve darstellt. Trotz der genannten Risiken bietet es einfach große Chancen - insbesondere für kleinere, unabhängige Entwicklerstudios - ihr Projekt zu finanzieren und auch zu promoten. Für experimentierfreudige Gamernaturen finden sich immer wieder interessante Spiele, die sie frühzeitig auschecken können - alle anderen nehmen einfach eine Beobachterstellung ein und schauen Videos auf YouTube und wissen bis zur Veröffentlichung schon sehr genau, ob sie das Spiel kaufen wollen, oder auch nicht.

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